Unsere Geschichte

95 Jahre – Glaserhandwerk aus Neubrandenburg -ganz persönlich-

Die 4. Generation steht bereits in den Startlöchern

Wenn man Ihn zu seiner Position im Unternehmen befragt, sagt Geschäftsführer Eyk Peper über sich: „Ich bin kein Glaser“, und praktisch gesehen stimmt das. Alle paar Minuten klärt der 50-Jährige am Telefon Kundenwünsche oder bespricht sich mit seinen Mitarbeitern, die außerhalb die Baustellen betreuen. Die Glaserei Peper führt europaweit, aber auch Aufträge um den sprichwörtlichen „Kirchturm herum“ aus. Die Spanne reicht vom Schaufenstereinbau bis hin zur Reparatur eines alten Motoradspiegels. Senior Horst Peper (✝ 2020) nahm sich dagegen schon immer eher Zeit, die Anekdoten des Familienbetriebs wiederzugeben. Obwohl der 82-Jährige offiziell in Rente war, half er jeden Tag ein paar Stunden im Betrieb mit.

„Eigentlich wollte ich Fotograf werden“, sagte Horst Peper von sich. Doch in den Nachkriegsjahren sei für Berufswünsche wenig Platz gewesen und seit sein Vater Ernst Peper 1925 die Glaserei in der Krämerstraße Neubrandenburgs gegründet hatte, wurde dort jede helfende Hand gebraucht. „Also fing ich an, mich nützlich zu machen“, so Horst Peper. 1966 am 01. April übernahm er die Leitung der Glaserei in der Großen Wollweberstraße 20 in der Innenstadt Neubrandenburgs.

Dass er in seinem Sohn Eyk einen würdigen Nachfolger finden würde, habe er nicht geglaubt. „Die Wende war schuld“, sagt Eyk Peper. „Ich habe ursprünglich als Karosseriebauer gearbeitet und hätte das auch weitergemacht, wäre mein Betrieb nicht geschlossen worden. Also bin ich bei meinem Vater Horst eingestiegen, es wurde wieder jede Hand der Familie gebraucht, so der heutige Glasermeister und Geschäftsführer.“

v.l.n.r. Horst, Eyk und Christopher Peper

Horst Peper (2. Generation) & Christopher Peper (4. Generation)

Mit 82 half der Senior tatkräftig mit

Erfahrung trifft auf junge Dynamik

Videoausschnitt der täglichen Arbeit

Glaser Next Generation

Bei der Glaserei Peper läuft es heute wie im Bilderbuch, auch wenn in 95 Jahren Unternehmensgeschichte Höhen und auch Tiefen durchschritten werden mussten.

Das kommt nicht von allein, denn der Markt, auch für die Unternehmensnachfolge, ist gekennzeichnet vom Fachkräftemangel, mangelhafte Motivation, unzureichende finanzieller Ausstattung seitens der Anwärter. Dies seien nur einige Gründe, warum gut laufende Betriebe, auch Familienbetriebe, trotz zufriedenstellender Auftragslage schließen müssten.

Wir haben neben unserem eigenen Geschick auch viel Glück. Denn Christopher Peper führt nun die vierte Generation an. Der 26-Jährige hat Mitte 2018 auch erfolgreich seine Prüfung zum Glasermeister absolviert. Er hat den Wunsch und die Absicht das Unternehmen irgendwann weiterzuführen. Obwohl er manchmal auch gern einen anderen Job hätte, wo er weniger Verantwortung trage, auch einfach „nur“ angestellt sein darf.

Unentschlossenheit als Mittel der Formbarkeit: Horst Peper sah darin eine nicht zu unterschätzende Chance, Mitarbeiter auf ihrem Weg sanft in die richtige Richtung Selbständigkeit und Verantwortung zu schubsen und mit Begeisterung zu formen.

Mit Stolz „Das ist eben Familie Peper“

„Von seinem Vater hat er immer bisschen Druck, so zusagen „Ballett“ bekommen. Aber das war auch gut so, denn nur durch ständige Motivation kann man Leute aufbauen und für die Zukunft formen.“ so Horst Peper. Enkel Christopher Peper stimmt seinem Opa und erfahrenen Glasermeister nickend zu. Seinen Meister etwa habe er erst später machen wollen, aber sein Vater Eyk drängte ihn: “Christopher, wir ziehen das umgehend durch!“ Im Nachhinein sei er froh, gleich nach der Gesellenprüfung weitergemacht zu haben, sagt der junge Glasermeister.

In der Nachfolgeproblematik sieht Eyk Peper eine ganz essentielle Ursache: „Das Hauptproblem für die meisten ist, dass man im Handwerk körperlich arbeiten muss. Alle wollen gefühlt nur noch studieren und im Büro arbeiten. Handwerk bedeutet aber, anpacken zu müssen, mit zu gestalten und unter manches Mal unkalkulierbaren Situationen zu arbeiten. Als Selbstständiger drei Mal mehr, als wenn Sie angestellt sind.“ Probearbeiter seien zwar oft von dem breiten und interessanten Aufgabenspektrum sehr angetan, würden aber dennoch schnell wieder das Handtuch werfen.

Auch Christopher Peper gibt zu, dass er ab und an gern einen anderen Job hätte. Wer kennt das nicht! Wo er weniger Verantwortung trage, auch einfach „nur angestellt sein darf“ und eben nicht als Sohn vom Chef immer eine Schippe drauflegen müsse. Von nichts kommt nichts! – Ein Credo, das sich in privaten Unternehmungen seit Generationen weiterträgt. Eyk Peper sagt dazu. „Das ist eben Familie.“

Für die Weitergabe ihres Familienbetriebs halten sie es einfach: „Das was da ist, wird weitergegeben. Es hat theoretisch jeder die Möglichkeit, einzusteigen. Wer das nicht möchte, sollte auch keine Ansprüche stellen dürfen und einfach seinen eigenen Weg gehen“.

Als Einzelkind hatte er das Privileg, sich mit keinem Geschwisterkind gut stellen zu müssen. Seinem Vater Horst, der jeden Tag noch ein paar Stunden mitanpackte, ist er sehr dankbar.

Dieser hatte mit den Jahren das energische Temperament des Sohnes schätzen gelernt. „Er weiß eben, was er will. Und er hat ein unglaubliches Detailgedächtnis und Fachwissen, von dem unsere Mitarbeiter profitieren“, so Horst Peper. Dass eine Unternehmensübernahme am Geld scheitert, hält Eyk Peper für unsinnig. „Es kommt selten vor, dass jemand, der heute einen Betrieb in unserer Größenordnung übernehmen möchte, die volle Summe mitbringt, um den Altunternehmer auszuzahlen“, sagt Eyk Peper. „Es gibt Wege, auch wenn sie komplizierter sein mögen und es geht auch ohne Kredit“, sagt er und zählt auf: Möglich sei etwa, eine Einmalsumme zu zahlen und die verbleibende Summe als Rente abzustottern. Oder der Unternehmer macht seinen potenziellen Nachfolger schon vorab zum Teilhaber.

Manches lässt sich dennoch nicht weitergeben, wie etwa der Wert alter Gepflogenheiten. Senior Horst Peper erfüllte im Unternehmen nämlich eine ganz besondere Aufgabe: Kundenkontakt. Sei es eine individuelle Bilderrahmung oder eine kaputte Fensterscheibe, die repariert und verkittet werden muss. Arbeiten, die einen eher in den Bankrott führen, als dass sie Aufschwung bedeuten. Für Horst Peper galt die alte Regel: „Der Kunde ist bei uns König, nach wie vor.“ Zwei Stunden mit einer Kundin einen Bilderrahmen aussuchen? Heutzutage undenkbar. Für Horst Peper gehörte es zum Erfolgsrezept, sich Zeit zu nehmen und blickig zu sein.

Dass der Betrieb noch immer in Familienhand geführt wird, scheint auf dem Prinzip der umgekehrten Psychologie zu basieren, nach dem Motto: Bloß keinen Druck machen, dann wird das schon. Keiner der drei Männer wollte im ersten Anlauf Glaser sein. Ob Christopher Peper die Firma bis in die nächste Generation tragen kann, sei ungewiss. Den Druck, das Familienunternehmen weiterführen zu müssen, habe er nicht. „Ich habe ihm gesagt, wenn er etwas anderes machen möchte, ist das ok. Dann unterstütze ich ihn dabei“, sagt Eyk Peper.

Vielleicht klappt es so am besten.

Senior Horst Peper war der Kundenkontakt besonders wichtig

Von nichts kommt nichts! – Ein Credo, das sich seit Generationen weiterträgt